Mit „Neue Wege“ auf neuen Wegen
Am 13. Mai befand sich das symphonische Flötenorchester „Gut Klang“ Erftstadt gemeinsam mit dem Chor „Neue Wege“ auf neuen Wegen. In der Aula des Schulzentrums Lechenich gaben die beiden Musikvereine ein gemeinsames Konzert unter dem Titel „A Humans Life“. Insbesondere die zweite Konzerthälfte sollte etwas völlig neues werden.
Die Inspiration
„Konzerte haben eigentlich immer den gleichen Ablauf.“ erläutert Jan Schillings, musikalischer Leiter von „Gut Klang“. „Man spielt ein oder zwei Stücke, dann kommt eine Moderation und dann folgt das nächste Stück. Wenn es auch in den letzten Jahren gewisse Konzertthemen gab an dem die Stückauswahl angepasst wurde und es vielleicht auch mal visuelle Unterstützung via Bilder oder Videos die auf einer Leinwand gab, war dies der gewöhnliche Ablauf eines Konzertes.“ Doch auf dem World Music Contest (WMC) in niederländischen Kerkrade wurden Jan Schillings und das Orchestermitglied Jan-Hendrik Pfeiler durch etwas neues inspiriert. „Hier besuchten wir das Wertungsspiel der Schlagwerkensemble. Diese hatten freie Hand was die künstlerische Gestaltung ihrer Darbietung anging.“ so Jan-Hendrik Pfeiler. Die beiden bekamen fantastische Auftritte zu sehen bei den die Musik von Schaupieler*innen, Tänzer*innen, Lyriker*innen und/oder Maler*innen begleitet wurden. „Die anderen Künstler*innen performten Live zu der Musik die dargeboten wurden. Wir waren beide total begeistert und wussten, dass wir das auch mit unserem Orchester umsetzen wollten.“ erzählte Jan Schillings begeistert.
Die Vorbereitung
Die Vorbereitungen zu dieser, für das Orchester völlig neuen, Konzertart waren genau so neu und daher auch sehr umfangreich. Federführend dabei war Jan Schillings. Unterstützt wurde er dabei vom zuvor schon genannten Jan-Hendrik Pfeiler und Yannick Fuß einem weiteren Orchestermitglied. Nicht nur das die Stückauswahl entsprechend getroffen und ggf. noch für das Orchester und dem Konzertkonzept entsprechend umgearbeitet werden mussten, auch die Technik wollte besorgt sein. Ebenfalls mussten einige Anträge für Fördergelder aber auch bei Behörden gestellt werden. Natürlich mit am wichtigesten waren die Rücksprachen mit den anderen Mitwirkenden. Dies waren in erster Linie ein der Künstler Thomas Metz der Bilder Live wärhend des Konzertes malen sollte und natürlich dem Chor „Neue Wege“ unter der Leitung von Johannes Speckamp. „Natürlich war der erste Schritt zu überlegen, was wir denn überhaupt machen wollen.“ erklärt Jan Schillings. „Wir kamen dann darauf das menschliche Leben von der Geburt bis zum Tod darzustellen. So wurde schnell der Titel „A Humans Life“ geboren, der dann auch zum Konzerttitel wurde.“ so Jan Schillings weiter. Insbesondere die zweite Konzerthälfte sollte als Gesamtkunstwerk präsentiert werden. Passende Stücke zum Thema Geburt, Kindheit, erste Liebe, Hochzeit, eigene Kinder, Urlaub, Fernweh, Alter und dann letztendlich der Tod wurden gesucht, gefunden, arrangiert, abgesprochen, miteinander verknüpft und dann einstudiert. So wurde aus der zweiten Konzerthälfte ein Gesamtkunstwerk von 30 Minuten welches durch das symphonische Flötenorchester „Gut Klang“ Erftstadt, dem Chor „Neue Wege“ und Thomas Metz gemeinsam gestaltet wurde. In einigen gemeinsamen Proben wurde das dann auch einstudiert. „Es war etwas völlig neues für das gesamte Orchester. Es ist schon manchmal schwer die neuen Stücke einzustudieren, aber jetzt kam auch noch hinzu, dass man das Gesamtkonzept dahinter als Musiker*in begreifen und verinnerlichen musste.“ so René Begic, Vorsitzender von „Gut Klang“.
Das Konzert
Äußerst nervös saßen dann am 13. Mai, 44 Orchestermitglieder und 46 Chormitglieder auf der eigenhändig vergößerten Bühne in der Aula des Schulzentrums in Lechenich. Die Technik lief, das Licht war ausgerichtet und 370 gespannte Zuhörer*innen (ausverkauft) saßen im Saal und warteten gespannt auf den Konzertbeginn. Schon im Vorfeld hatte man auf das neue Konzertkonzept aufmerksam gemacht. Außerdem war es nach 4,5 Jahren pandemiebedingter Pause das erster Konzert für „Gut Klang“. Die erste Konzerthälfte kam noch „klassisch“ daher. Es wurde ein Stück vom Orchester gespielt oder vom Chor gesungen. Dazwischen gab es dann eine Moderation. „In der ersten Hälfte war das Ziel zu zeigen wie klingt das Orchester und wie klingt der Chor.“ so Rolf Motz, Ehrenvorstandmitglied von „Gut Klang“. An einigen stellen zeigte sich auch die Nervosität und mancher Vortrag hatte auf der Probe besser geklappt als beim Konzert. Doch beim letzten Stück der ersten Hälfte, „Sinatra In Concert“, kam die gewohnte Sicherheit zurück und das Orchester wurde ruhiger. Das Publikum hatte von der Nervosität jedoch nichts mitbekommen. Mit Lob wurden die Musiker*innen und auch die Sänger*innen des Chors überschüttet.
Die zweite Konzerthälfte sollte nun der Höhepunkt sein. Aus der Nervosität des Orchesters und des Chors war nun Vorfreude geworden endlich das präsentieren zu können was man einstudiert hatte. Der Saal hatte sich nach der Pause wieder gefüllt, dieser wurde dunkel und auch die Bühne war dunkel. Ganz leise begann das Keyboard einen Ton zu spielen der dann vom Marimba leicht unterstütz wurde. Dann setzte das Vibraphon ein und nach und nach kamen immer weitere Instrumente hinzu bis dann auch der Chor unterstützend einsetzte und die Bühne dann hell erleuchtet war. „A Humans Life“ hatte begonnen und auf der Leinwand erschienen Live gezeichnete Bilder des Künstlers Thomas Metz. Es war völlig still im Saal und alle schauten gebannt was sich vor ihnen tat. Über die oben beschriebenen Lebensphasen beschritten das Orchester und auch der Chor musikalisch nun beispielhaft einen Lebensweg. Die zweite Hälfte endete mit einem Herzschlag der immer langsamer wurde. Das Bühnenlicht wurde immer dunkler bis es schließlich ganz aus war. Zum Schluß machten die Musiker*innen ihre Notenpultleuchten nach und nach aus. Der Herzschlag verstummte und genau so stumm blieb der ganze Saal. „Das war ein magischer Moment. Noch nie habe ich eine Stille so genossen. Diese Stille zeigte das die Botschaft von „A Humans Life“ beim Publikum angekommen war. Daher ließ ich erst nach einer gefühlten Ewigkeit die Spannung aus meinem Körper um so dem Publikum zu signalisieren, dass Sie nun klatschen durften.“ erzählte Henk Smit, der niederländische Dirigent von „Gut Klang“ Erftstadt. Danach brandete der Applaus auf der euphorische war als gewohnt. Stehende Ovationen zeigten, dass es dem Konzertgästen sehr gut gefallen hatte. „Es waren Momente zum träumen, Momente zum weinen, Momente zum schmunzeln, Momenet zum nachdenken und einfach nur wunderschöne Momente dabei. Am Ende hatte ich nur noch Gänsehaut die einfach nicht mehr weggehen wollte.“ so exemplarisch eine von vielen begeisterten Stimmen nach dem Konzert aus dem Publikum. „Es hat alles bestens geklappt!“ freute sich Jan Schillings über dieses absolut gelungene musikalische Experiment.
Die Zukunft
„Wir haben nun Blut geleckt!“ sagt ein überschwänglicher René Begic. „Zunächst werden wir am 10. Dezember diesen Jahres noch mal ein klassisches Weihnachtskonzert im Burderschaftssaal in Gymnich geben. Doch für den November 2024 haben wir eine neue Idee für ein ähnliches Konzert mit einem Gesamtkonzept. Wir wollen noch nicht zu viel verraten. Aber es wird Lustig und diesmal werden wir dann nicht nur mit einem Chor zusammenarbeiten sondern wir brauchen diesmal aus Schauspieler*innen und Tänzer. Man darf jetzt schon gespannt sein.“ so René Begic abschließend.