Deutsche Meisterschaft 2019
Aller guten Dinge …
… sind nicht immer nur 3. Mit diesem Gefühl kehrte das Flöten- & Percussionorchester von der Deutschen Meisterschaft zurück. Dies fand im Rahmen des Deutschen Musikfestes vom 30. Mai – 02. Juni im niedersächsischen Osnabrück statt. Dieses Gefühl bei den Musikern, hatte folgende Begründung.
Nach monatelanger Vorbereitung, fuhren die 50 Musiker/innen aus Erftstadt in die Stadt des westfälischen Friedens. Dort wollten Sie einer Fachjury und einem kritischen Fachpublikum zeigen, was Sie unter der Leitung des niederländischen Dirigenten Henk Smit erlernt hatten. „Henk ist ein absoluter Glücksfall für unser Orchester.“ strahlt René Begic, Vorsitzender von „Gut Klang“. „Einmal im Monat kommt Henk zu einer Wochenendprobe zu uns nach Gymnich. In der Zwischenzeit erarbeitet unsere musikalische Leitung und unsere jeweiligen Registerleiter die musikalischen Aufgaben die sich aus diesen Wochenendeinheiten ergeben. Ein seit Jahren gut funktionierendes Konzept.“ erläutert René dankbar weiter.
Am Samstag, den 01. Juni um 10:10 Uhr war es dann so weit. 50 aufgeregte Musiker/innen hatten auf der Bühne in der Osnabrücker Schloßwallhalle platz genommen. Doch schnell legte sich die Aufregung nach dem der Dirigent vorne stand und alle mit einem beruhigenden und breiten Lächeln begrüßte. Nun war klar, dass Orchester würde nun alles geben um musikalisch das rauszuhauen, was man in mühseligen und anstrengenden Proben erlernt hatte.
Mit dem ersten Stück „Pilatus: Mountain Of Dragons“ zeigte das Orchester beeindruckend die düstere Szenerie einer bergigen Drachenheimat. Mystische und sphärische Klänge versetzten Jury und Zuhörer in diese dunkle Gegend. Dann erschien der Drache und musikalisch wurde dieser nun bekämpft. Sehr laute und schnelle Rhythmen ließen einen förmlich die Schwerthiebe des Drachentöters spüren. Natürlich wurde der fürchterliche Lindwurm niedergemacht, welches sich in einem majestätischen Triumphzug in der Komposition zeigte. Das große Finale des Stückes, war dann fast schon filmreif und erzeugte bei jedem der es hören konnte einen positiven kalten Schauer, gepaart mit einer Gänsehaut und auch ein wenig feuchten Augen. Rieisger Jubel im Publikum, überglückliche Gesichter im Orchester.
Das zweite Stück trug den schönen Namen „Emerald Rhapsody“ von Tobias Lempfer, welcher übrigens vor Henk Smit der Dirigent von „Gut Klang“ war. Bei diesem Stück handelte es sich um eine sogenannte „Originalkomposition“, welche ausschließlich für Flötenorchester geschrieben wurde. In dem Stück sind viele keltische und irische Harmonien verarbeitet, welche das Orchester wie eine erwachende, typisch irische Landschaft musikalisch darstellte. Nach und nach erwachten immer mehr Elemente bis sich alles zu einem bunten treiben vermischte. Manchmal hatte man das Gefühl in einem irischen Pub zu sitzen in der eine ale-seelige Stimmung herrscht und die Gäste zu der Musik der Pub-Band anfingen zu tanzen. Dann war man plötzlich auf einem großen Volksfest oder vielleicht sogar einer irischen Hochzeit auf der es bunt zuging. Das Orchester verstand es, mit diesem Stück die Jury und die ganze Halle mit auf die grüne Insel zu nehmen. Und dann passierte es …
„Ich mache jetzt seit 1983 diese Art von Musik und seitdem nehme ich auch regelmäßig an Wettbewerben mit dem Orchester teil.“ berichtet Frank Fuß, Registerleiter des Schlagwerkes. „Aber das man bei einem Wettbewerb von einem sehr kritischen Fachpublikum stehende Ovationen bekommt, dass habe ich noch nie erlebt. Als dann auch noch die Jury klatschte, wusste ich, dass wir hier heute etwas ganz besonderes geschafft hatten.“ so Frank weiter. Dieses Gefühl zeigte sich dann auch bei allen Musikern nach dem Auftritt. Es flossen vor lauter positiver Emotion auch so manches Tränchen.
Bei der am gleichen Tag noch stattfindenden Siegerehrung am historischen Rathaus, mischte sich dieses tolle Gefühl dann aber doch wieder mit Anspannung. Ja, das Orchester hatte abgeliefert und alle, wirklich alle, waren unheimlich zufrieden. Aber zu welcher Platzierung sollte der Vortrag gereicht haben? Andere Orchester der Starterklasse, hatten auch wirklich tolle und hervorragende Vorträge gespielt. Die Platzierungen gingen immer weiter Richtung Spitze und „Gut Klang“ wurde und wurde nicht genannt. Am Ende blieben dann noch der BSV Uelsen und „Gut Klang“ Erftstadt. Kaum hatte der Ansager das „B“ von BSV für den zweiten Platz genannt, flippten die 50 Erftstädter Musiker völlig aus und jubelten was die Kehle hergab. Doch als man dann auch noch hörte, dass man 98 von 100 Punkten bekommen hatte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.
Das Flöten- & Percussionorchester „Gut Klang“ Erftstadt holte somit in Osnabrück seinen vierten Meistertitel in Folge und darf sich nun Titelverteidigerverteidigerverteidiger nennen. Aber das ist noch nicht alles. Mit den 98 Punkte ist es der höchstbewertete der vier Titel. Das ist etwas ganz besonderes. Natürlich wurde dieser Titel kräftig in der Unterkunft Haus Ohrbeck gefeiert. Die daraus resultierende geringe Nachtruhe, wurde jedoch durch die massige Ausschüttung an Glückshormonen kompensiert. So hatte man noch Kraft für etwas Kultur der anderen Art und besuchte das Museum Industriekultur Osnabrück, welches manch einer mit stolzgeschwellter Brust durchschritt.
Am Ende zählt aber nur eins, nämlich die Musik. Musik ist Leidenschaft und kommt vom Herzen. Solche leidenschaftlichen Momente haben die Orchestermusiker an diesem Wochenende sehr viele gehört. Die Entwicklung der Flötenmusik ist momentan sehr spannend und „Gut Klang“ ist froh, ein Teil dieser spannenden Entwicklung zu sein.