Flutkatastrophe
Flutkatastrophe! Ein Wort, welches aufgrund des Klimawandels immer öfter in unseren Medien zu hören und zu sehen ist. Doch bisher war dieses Wort oft halt auch nur das. Ein Wort! Es war nicht greifbar! Es war weit weg! Es traf einen nie selber! Doch nun? Nun hat dieses schreckliche Wort uns gezeigt was es bedeutet. Eine Flutkatastrophe hat unsere Heimatstadt mit voller Härte erwischt. Schlagartig wurde einem die Bedeutung des Wortes mit brutaler Wucht klargemacht.
Extrem starke Regenfälle hatten im Zeitraum vom 14.-16. Juli die Eifel aber auch das Gebiet rund um Erftstadt fest im Griff. Regenmassen welche die Kanalisation und später auch die Flüsse überquellen ließen. Die beschauliche Erft, Namensgeberin unserer Heimatstadt, zeigte wozu sie in der Lage ist. Sie trat über ihre Ufer, überflutete Felder und Ortschaften und unterspülte Straße und Wege. Welche Kraft Wasser entwickeln kann ist teilweise einfach nicht zu glauben. Das bspw. große Teile der hiesigen Autobahnen unterspült und teilweise weggespült wurden wirkt noch harmlos im Vergleich dazu, was dem Erftstädter Stadtteil Blessem geschehen ist.
Hier ergoss sich die Erft in eine riesige Kiesgrube, weichte dabei deren Böschungen auf und mit einem gigantischen Erdrutsch stürzten mehrere Häuser in den dadurch entstandenen Krater. Zum großen Glück gab es dabei keine Todesopfer. „Wie nach dem Krieg!“ hörte man oft in den vergangenen Tagen. Doch auch diese extreme Aussage trifft nicht wirklich wie es in Blessem aussieht. Ein Einschlag eines Meteoriten kommt dem Anblick wohl noch am nächsten. Zwar waren keine Todesopfer zu beklagen aber unendlich viele Existenzen wurden mit dieser Flutkatastrophe zerstört. So traf es auch zwei Familien des symphonischen Flötenorchesters „Gut Klang“ Erftstadt e.V.
Beide Familien wohnten im besagten Stadtteil Blessem. Die Häuser sind zwar von dem Erdrutsch verschont geblieben, aber über deren Bewohnbarkeit wurde noch kein abschließendes Urteil gefällt. So geht es fast allen Häusern und deren Eigentümer*innen. Ob Blessem jemals wieder bewohnbar sein wird, ist immer noch fraglich.
Jeder aus den Kreisen des Orchesters kennt jemanden persönlich der von der Flutkatastrophe unmittelbar betroffen ist. Aber vor allem das Schicksal der beiden Vereinsfamilien aus Blessem hat die Mitglieder des Vereins berührt. So kam schnell der Gedanke auf diesen Familien zu helfen und es wurde #GKhilft ins Leben gerufen. Hierzu René Begic, Vorsitzender von „Gut Klang“: „Die viel zitierte Hilfsbereitschaft bei solchen Katastrophen existiert tatsächlich. Sofort hatten wir innerhalb des Vereins dutzende Anfragen wie man helfen könnte. Das wollten wir kanalisieren.“ So wurde #GKhilft ins Leben gerufen. Der Verein sammelt Geld für betroffene Vereinsfamilien. Alles was nicht für diese Verwendung finden kann, wird dann gebündelt an andere allgemeine Spendenaktionen weitergeleitet. Wer Interesse hat sich dieser Aktion anzuschließen ist herzlich dazu eingeladen. Hierzu einfach eine Mail an geschaeftsstelle@gutklang.de senden.
Das Orchester selber hatte noch Glück im Unglück. „All unsere Instrumente konnten wir retten. Diese konnten wir in einer großen Halle eines Onkels eines Vereinsmitgliedes unterbringen.“ zeigte sich Frank Fuß, Schatzmeister von „Gut Klang“ dankbar und glücklich. Jedoch das Inventar der Vereinsräume hatte da weniger Glück. Hierzu Peter Ruckes, Mitglied des Technikausschusses von „Gut Klang“: „Wir sind zwar vom Hochwasser verschont geblieben, dennoch ist des Starkregen durch die Wände in unsere Vereinsräume, welche sich im Keller der Grundschule Gymnich befinden eingedrungen. Hierbei wurden fast alle Möbel zerstört. Viel schlimmer ist jedoch die Tatsache, dass die Feuchtigkeit in die Rigips-Wände eingezogen was zu sofortiger Schimmelbildung geführt hat.“
Genau diese Schimmelbildung ist es, was der Vereinsleitung derzeit das größte Kopfzerbrechen bereitet. „In Coronazeiten konnten wir die Klassenräume der Grundschule nicht für unsere Probenarbeit nutzen. Hiervon war vor allem unsere Musikschule betroffen. Wir haben mit gestaffelten Unterricht in unseren Kellerräumen zumindest rudimentär den Unterricht aufrechterhalten können. Doch nun bricht auch diese Option weg. Die Kellerräume sind wegen des Schimmelbefalls derzeit nicht nutzbar. Eine Sanierung dieser Räume kann aber erst dann erfolgen, wenn dauerhaft die Außenwand, durch die das Wasser eingedrungen ist, abgedichtet wird. Denn hier dringt auch bei wesentlich geringeren Starkwetterereignissen immer wieder Wasser ein. Diese Maßnahme muss jedoch von städtischer Seite erfolgen. Der Schaden wurde zwar bereits weitergegeben, doch selbstverständlich haben wir volles Verständnis dafür, dass die Stadt derzeit vollkommen andere Sorgen hat. Dennoch ist dies eine bedrohliche Situation für den Verein. Wenn wir, trotz Corona, keine kurzfristige Probenalternative bekommen, wirkt sich das äußerst negativ auf die Vereinsarbeit aus.“
Doch auch für den Verein zeigte sich Solidarität. „Wir haben Anfragen, Solidaritätsbekundungen und Spenden von überall bekommen. Sogar aus Schottland kamen Anfragen und Hilfsangebote und eine Spende kam sogar aus Sachsen. Einfach so! Von jemand wildfremden! Unglaublich!“ Tatkräftige Solidarität erfuhr der Verein dann am 20. Juli. Hier wurde das zerstörte Inventar entsorgt und für die anstehende Sanierung die betroffenen Räume leergeräumt. Dies geschah nicht nur durch die Tatkraft der Musiker, sondern auch viele Eltern der Musikschüler sowie auch Vereinsfreunde packten mit an. Etwas für das die Vereinsleitung bis heute sehr dankbar ist.