Großer Konzertabend
Als die Berliner Mauer am 09. November 1989 fiel, da sagte der Sprecher der Tagesthemen, dass man mit Superlativen immer vorsichtig umgehen müsse. Danach bezeichnete er den Mauerfall als „historisch“. Nun wäre es natürlich völlig überzogen den großen Konzertabend des Flöten- & Percussionorchester „Gut Klang“ Erftstadt e.V. am 01. April in der Aula des Lechenicher Schulzentrums mit dem Fall der Berliner Mauer zu vergleichen, aber auf die eine oder andere Weise riss dieser Abend die eine oder andere Mauer ein. Die „Machbarkeits-Mauer“ bei einigen Orchestermitgliedern die es nie für möglich gehalten hätten eine solche Leistung zu erbringen aber auch die „Erwartungs-Mauer“ bei dem einen oder anderen im Publikum der vielleicht mit einigen Vorurteilen das Konzert besuchte. Daher ist es zumindest angebracht, anlässlich dieses Konzertes doch einen Superlativ zu verwenden: „fantastisch!“.
Nach seinem dritten Meistertitel in Folge, wollte das Orchester sein Publikum mit auf eine Welttournee nehmen. Natürlich musste diese aus finanziellen Gründen rein imaginär stattfinden. So lud „Gut Klang“ zu seinem großen Konzertabend ein und fast 500 Besucher folgten dieser Einladung. „Ein voller Saal ist mit die größte Motivation für einen Musiker.“ so Rolf Motz, 2. Vorsitzender von „Gut Klang“.
Aber nicht nur die Musik war auf eine Weltreise ausgerichtet. Auch das ganze Umfeld nahm dieses Thema auf. Stewardessen empfingen am Eingang das Publikum und wünschten einen guten Flug, ein witzige Sicherheitsunterweisung lies die Gäste lachen und das Konzertprogramm nannte sich „Flugplan“. Schon wer sich eine Eintrittskarte sicherte, wusste worum es ging. Denn diese waren keine gewöhnlichen Eintrittskarten, sondern Boarding-Pässe. „Diese Kleinigkeiten machen viel aus. Natürlich geht es in erster Linie bei einem Konzert um die Musik. Aber die Atmosphäre macht es dann für den Zuschauer noch unvergesslicher.“ erklärte hierzu der 1. Vorsitzende René Begic.
Auf der Bühne waren dann die Musiker gefragt das Publikum abheben zu lassen. Und wie sie das taten! Hochanspruchsvolle Musik für Flötenorchester wurde von populären Melodien wie einem Abba- und einem Queen-Medley komplettiert. In Afrika erzählte man musikalisch eine Erfolgsgeschichte eines jungen Mannes, der mit einfachsten Mitteln seinem Dorf Elektrizität brachte. In Brasilien machte das Orchester einen Flug über das nächtliche Rio. Das Lehrochester von „Gut Klang“ (GK-LEO) nahm das Publikum mit nach Spanien und China. In Tokyo holte dann wieder das gesamte Orchester bei „Tokyo Adventure“ so richtig die Klangkeule raus um unmittelbar danach mit einem Wiegenlied der neuseeländischen Maori wieder sehr zarte Töne erklingen zu lassen.
Ein abwechslungsreiches und toll vorgetragenes Programm euphorisierte das Orchester und das übertrug sich ganz schnell auch auf das Publikum. So mussten 2 Zugaben her um das Konzert beenden zu können. Und auch diese hatten es in sich. Die erste war der „Radetzky Marsch“. Dieser wurde aber nicht auf herkömmliche Weise vorgetragen, sondern das Orchester wurde „ferngesteuert“. Mit viel Witz und Humor ließ René Begic das Orchester mit einer riesigen Fernbedienung den „Radetzky Marsch“ rückwärts spielen oder aber auch in einer Moll-Variante, als Tango und im 3/4-Takt. Danach verabschiedete man das Publikum mit dem rheinischen Klassiker „En unsrem Veedel“. Dieses Stück wurde auch gesanglich von Ben Axer und René Begic begleitet. Aber nicht mit dem üblichen Text, sondern mit einem vereinseigenen Text der dem Publikum auch via Beamer gezeigt wurde. Premiere hatte bei diesem Stück auch der Einsatz einer E-Gitarre die von Justin Trigui hervorragend gespielt wurde.
Die Superlativen kamen dann im Anschluss vom völlig begeistern Publikum. „Fantastisch“, „Hervorragend“, „Genial“ und, man mag es kaum glauben, auch einmal „historisch“. Das bleibt aber die einzige Verbindung zum Berliner Mauerfall.